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Carcoustics und die Flüchtlingsinitiative „STAY!“

  • Die Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative „STAY!“ kümmert sich um geflüchtete Menschen in der Region. Dazu gehören neben der allgemeinen Unterstützung im Alltag und der Versorgung mit Sachspenden unter anderem eine Sozial- und Rechtsberatung, die Unterstützung bei der Kommunikation und in Gesprächen mit der Ausländerbehörde sowie die medizinische Beratung für Menschen, die – zum Beispiel aufgrund ihres Aufenthaltsstatus – keinen Zugang zu regulärer medizinischer Versorgung haben.

2015 hat Carcoustics der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative „STAY!“ einen Mercedes Vito Kleinbus gespendet. Seitdem ist er bereits bei einer Vielzahl von Fahrten zum Einsatz gekommen – sechs Jahre später haben wir uns gefragt: Was macht „STAY!“ eigentlich heute und kommt „unser" Fahrzeug noch zum Einsatz?

Lesen Sie die Antworten auf diese und andere Fragen im Interview mit Michael Lukas von der Hilfsorganisation:

Herr Lukas, was waren in diesem Jahr die prägnantesten Themen in der Flüchtlingsinitative?
Dieses Jahr sind wir über Freunde des Vereins auf die Situation in Calais aufmerksam gemacht worden: Dort gibt es sogenannte illegale Flüchtlingscamps an der Grenze zu Großbritannien, in denen es den Menschen an elementaren Dingen fehlt: von Schlafsäcken und Isomatten über Medikamente und Hygieneartikel bis hin zu warmer Kleidung.

Wie konnte die Düsseldorfer Flüchtlingsinitative dort unterstützen?
Wir haben hier in der Region zu Sachspenden aufgerufen. Das läuft dann so ab, dass die Organisation vor Ort uns mitteilt, was akut am meisten gebraucht wird und wir dann über die sozialen Medien zu Spenden aufrufen. Das kann zum Beispiel gebrauchte Kleidung sein oder wir veröffentlichen eine Liste an Hygieneartikeln, die benötigt werden und in jedem Drogeriemarkt erhältlich sind. Viele Unterstützer und Spender gehen diese Artikel dann privat einkaufen und bringen sie zu unseren Sammelstellen. Die Spenden wollten wir dann mit dem von Carcoustics gespendeten Kleinbus nach Calais fahren und dort an die Bedürftigen verteilen. Das haben wir anfangs auch gemacht. Die Aktion ist aber sehr schnell so groß geworden, dass wir sogar ein 7,5t-Fahrzeug mieten mussten, um alle Sachgüter transportieren zu können. Die Hilfsbereitschaft der Menschen war auch bei dieser Aktion wieder beeindruckend groß!
Wir haben in diesem Jahr bereits einige Fahrten nach Frankreich gemacht und möchten uns auch dauerhaft engagieren.

Welche weiteren Projekte haben Sie in diesem Jahr gestartet oder unterstützt?
In diesem Jahr haben wir das Fahrzeug im Rahmen der politischen Bildung eingesetzt: Eine Gruppe von Personen wollte gerne nach Theresienstadt in Tschechien fahren, um sich mit dem Thema Drittes Reich auseinanderzusetzen. Das haben wir unterstützt, indem wir sie dorthin gefahren haben. Der Kleinbus eignet sich außerdem auch als Lautsprecherwagen – zuletzt haben wir ihn als solches bei Demonstrationen zum Thema „Evakuierung Afghanistan / Sichere Fluchtwege schaffen“ eingesetzt. Auch bei einer Kundgebung zu den rassistischen Anschlägen in Hanau waren wir vor Ort.

Viele Ihrer Hilfsangebote richten sich direkt an Geflüchtete in Düsseldorf, welche sind das?
Zu unseren regelmäßigen Aufgaben gehört das Abholen von Sachspenden für unsere Klientinnen und Klienten vor Ort, wie zum Beispiel Winterjacken oder medizinische Hilfsmittel. Das können wir auch über unser Büro in Düsseldorf direkt abwickeln. Es vergeht nicht eine Woche, in der nicht mindestens eine Person anruft und Hilfe in Form von Sachspenden anbietet. Und immer finden diese Dinge innerhalb weniger Tage einen neuen, sehr dankbaren Besitzer.
Wir betreuen zum Beispiel viele Schwangere mit Fluchtgeschichte, die schon in der Schwangerschaft anfragen, ob wir sie unterstützen können. Wir versuchen dann immer, sicherzustellen, dass schon zum Geburtstermin Babykleidung, Windeln und Kinderwagen verfügbar sind. Oftmals holen wir die Mütter und ihre Kinder auch ab, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, und bringen sie in ihre Flüchtlingsunterkunft zurück. Dafür können wir den Kleinbus übrigens auch super gebrauchen!
Wenn unsere Klientinnen und Klienten umziehen müssen – zum Beispiel, weil eine Flüchtlingsunterkunft geschlossen wird – unterstützen wir sie bei ihrem Umzug, das sind meist nur einige Taschen voll Hab und Gut.

Wie finanzieren Sie diese Arbeit?
Circa zwei Drittel unserer Arbeit werden durch Spenden finanziert. Ein Drittel wird mittlerweile von der Stadt Düsseldorf finanziert – das ist der Anteil, den wir für die medizinische Versorgung Geflüchteter benötigen. Die medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht, unabhängig von ihrem Bleiberecht oder Asylstatus. Wir freuen uns, dass die Stadt Düsseldorf das anerkannt hat und diesen Teil unserer Arbeit finanziert. Damit sind wir ein Pilotprojekt und, soweit ich weiß, bundesweit die erste Stadt, in der ein vergleichbares System städtisch finanziert wird.

Wie können Bürgerinnen und Bürger Ihre Arbeit unterstützen?
Wie eingangs erläutert, freuen wir uns jederzeit über Sachspenden, wobei wir leider nicht alles annehmen können. Informationen dazu, was gerade am dringendsten benötigt wird, finden Sie über die sozialen Medien (Facebook @stay.duesseldorf) oder auf unserer Homepage. Für unsere Finanzierung sind wir außerdem auf Geldspenden angewiesen, die Kontodaten sind ebenfalls auf unserer Homepage angegeben. Wenn Sie weitere Anliegen haben – weil Sie zum Beispiel gerade einen gebrauchten Kinderwagen übrig haben – wenden Sie sich gerne an united@stay-duesseldorf.de oder rufen Sie uns an unter 0211-72139511.